Friedhöfe

Friedhöfe sind besondere Orte in unserem Alltagsleben. Sie sind wie Inseln der Ruhe in einer lebendigen Gegenwart. Auf Friedhöfen sind unsere verstorbenen Familienmitglieder, Verwandte oder Freunde begraben. Sie haben hier Ihre, wie es immer heißt, letzte Ruhe gefunden. Friedhöfe sind Orte der Trauer, aber auch des Erinnerns. Sie haben ihre eigene Kultur und jeder Friedhof hat sein „eigenes Gesicht“. Wir Lebenden gehen dorthin um mit den Verstorbenen „ins Gespräch“ zu kommen, sie nicht zu vergessen, sie zu würdigen und zu ehren.

Alle fünf Kirchgemeinden unseres Kirchspiels haben einen Friedhof. Die Pfarrämter Kreischa und Possendorf betreuen Ihren jeweils eigenen Friedhof, das Pfarramt in Oelsa betreut neben dem eigenen auch die Friedhöfe in Seifersdorf und Rabenau.

Nachfolgend finden Sie die Lagebeschreibung der Friedhöfe und können sich an Hand der Bilder einen ersten Eindruck verschaffen. (Bilder: Andre Rösler)

Der Friedhof in Kreischa befindet sich unmittelbar neben der Kirche an der Lungkwitzer Strasse.
Friedhof_Kreischa1-72+640Friedhof_Kreischa2-72+640
Ort der Geschichte: Der Kreischaer Friedhof

Jeder Kirchhof hat seinen ganz eigenen Charakter. Die einen sind schattig und dunkel, die anderen eine top-gepflegte Rasenfläche. Mancher Friedhof kann es mit einem hochkarätigen Park aufnehmen. Eines haben sie alle gemeinsam: sie erzählen von den Menschen, die einst gelebt haben. Von ihrem langen oder auch kurzen Leben. Sie teilen uns ihre Namen mit. Sie berichten vom Leben im Ort, wer hier schuf, besaß und regierte.
Der Kreischaer Friedhof hat mit seinen drei Arealen eine ganz besondere Eigenart bewahrt. Aufgelassene Grabstätten wurden nicht rigoros beseitigt. Die vielen Grüfte an den Außenmauern blieben erhalten, besonders markante Grabmale bewahrt. Und so kommt es, dass der Kreischaer Friedhof heute ein Ort der vielen Geschichten ist, man manches Bemerkenswerte entdecken und sich ein Bild vergangener Bestattungskultur machen kann.
Besonders bemerkenswert sind neben den jahrhundertealten Grabepitaphien an der Kirche der Glockenträger am Eingang des unteren Friedhofs, die Grabmäler ganzer Bauerngeschlechter, Flüchtlinge, Gedenkstätten für in der Fremde Gefallene und Grabdenkmäler von mit der Ortsgeschichte verbundenen Persönlichkeiten.
kreischa-friedhof-1-48072
Die Kirchgemeinde ist aktiv an der Erhaltung des übernommenen Erbes interessiert. Alte Grabplatten wurden durch ehrenamtliche Tätigkeit gereinigt. Der Glockenträger teilsaniert. In einem Winkel an der Kirche wurde ein Lapidarium - eine Sammlung historischer Grabsteinfragmente - eingerichtet.
Auch die Kriegsgräber, die durch das Gräbergesetz ewigen Bestandsschutz haben, wurden neu erfasst, in dessen Zuge zwei bereits unkenntliche Gräber, das eines ermordeten polnischen Kriegsgefangenen und einer im Bombenhagel umgekommenen Wöchnerin, wieder gekennzeichnet werden sollen. Zur vorhandenen Kriegsgräberanlage gehören bereits 6 Kindergräber und die Grabstätte zweier unbekannter deutscher Soldaten.
Wer Interesse hat, sich ehrenamtlich für den Friedhof zu engagieren, kann sich gern im Pfarramt melden.

Die eisernen Luppe-Kreuze
Vom Werdegang eines Sanierungsprojektes auf dem Friedhof
Bergung und Vorarbeiten


Jahrzehnte müssen sie in der Ecke am Kellertreppenaufgang am Kreischaer Pfarramt gestanden haben. Die Rede ist von zwei mannshohen eisernen Grabkreuzen, des einstigen Lungkwitzer Revierförsters Luppe und seiner Frau, verstorben 1849 und 1839. Sie waren verrostet, der Witterung ausgesetzt und wiegen wohl ein jedes an die 90 Kilo.

Grabmäler gehören auf den Friedhof, dachte ich mir, und besonders solche besonderen. Die Art und Weise ihrer Beschaffenheit ist Zeugnis einer längst vergangenen Bestattungskultur. Als ich im Bildarchiv der Geschichtswerkstatt in den alten Ansichten der Kirche krame, fällt mir etwas ins Auge: An der West- und Südseite des Kirchturmes erkennt man auf Ansichten um 1910 zwei riesige schwarze Kreuze; eisern, hängend an der Wand. Abgenommen wurden sie wohl zu Beginn der 1990er Jahre, als die Kirche umfassend saniert wurde.

Abbildung eines der eisernen Kreuze, als sie noch am Kirchturm hingen. Kolorierte Postkarte, um 1900. (Bildrecht: Geschichtswerkstatt Kreischa)

Damit erklärt sich auch die Herkunft der Kreuze. Als sie auf dem Friedhof ausgedient hatten und man die Größe als nicht mehr zeitgemäß empfand, wurden sie wohl um 1905 als Fassadenschmuck umfunktioniert und aufgezogen, mit dem Schriftzug zur Wand. Nach der Wende wurden sie wiederum als nicht mehr zeitgemäß eingestuft und blieben in einer dunklen Ecke am Pfarramt. Über 30 Jahre lang.

Der historische Hintergrund
Johann Gottlob Luppe wurde 1786 als Sohn des Wittenberger Tischlers Johann Gottfried Luppe geboren. 1811 wird er erstmals als herrschaftlicher Revierjäger des Stiftsguts Lungkwitz genannt, wo er Anstellung gefunden hatte. In diesem Jahr heiratete er seine 20jährige Braut Concordia Dorothea in der Kreischaer Kirche. Gewohnt hat er im alten Jägerhaus, das noch heute am südlichen Lungkwitzer Ortsausgang, rechts in der steilen Kurve steht.

Zwischen 1812 und 1824 wurden ihnen vier Kinder geboren. Nur Auguste Emilie, das zweite Kind, überlebt die zeitgemäß hohe Kindersterblichkeit. 1813 musste Luppe die Plünderung und Verwüstung seiner Waldungen durch alliierte und französische Truppen erleben, sie hausten schlimm in der Gegend, als die Region zum Kriegsgebiet wurde.
1839 stirbt Luppes Ehefrau im Alter von 54 am Schlagfluss. Luppe selbst überlebt sie um nicht ganz sieben Jahre, er stirbt im Alter von 68 Jahren, umsorgt von seiner Tochter, an „allgemeiner Nervenschwäche“, so dokumentiert es das Kreischaer Begräbnisbuch.

Unter Luppes Regie wuchs das Lungkwitzer Stiftsgutforstrevier zu einem vorbildlichen Forst heran. Er forstete weite Gebiete auf und zog hervorragende Holzqualitäten für kommende Generationen heran. Vermutlich wurde unter seiner Obhut auch die Lungkwitzer Buche um 1820 als Grenzbaum gepflanzt.

Die Restaurierung beginnt
Die Kirchgemeindevertretung befürwortete auf meine Nachfrage die Sanierung und Wiederaufstellung der Grabkreuze einstimmig, also konnte zur Tat geschritten werden. Das Abstrahlen übernahmen Spezialisten der Firma KF Strahltechnik Dresden. Bevor sie neu lackiert werden können, müssen sie restlos vom Rost befreit werden. Da hilft keine Drahtbürste, da muss der Profi ran. In einer geschlossenen Containerkabine wird mit hohem Druck nach und nach an die 100 Kilo Strahlglasperlen auf die Kreuze geblasen. Die Reibung sorgt für das Verschwinden jedes noch so kleinen Rostpartikels, denn die Glasperlen sind selbst nur etwa 0,01 mm groß. Der Strahler, der die Arbeit ausführt, arbeitet unter Vollschutz. Unter seinem Helm wird ihm die ganze Zeit Atemluft zugeführt. Eine Stunde dauert das Prozedere.

In der Strahlkammer werden die Kreuze vollständig vom Rost befreit (Bildrechte: kf-strahltechnik/Lenke)

Als die Abholung noch am selben Tag ansteht, steigt die Spannung. Das Ergebnis ist beeindruckend! Silbern schimmern die herrlich gearbeiteten Kreuze, die Inschrift und auch die Schmuckelemente haben weder durch 170 Jahre Wettereinwirkung noch durch die Abstrahlbehandlung Schaden genommen.

Der Betriebsleiter der kf-strahltechnik, Marco Lenke, ist zufrieden mit dem Ergebnis (Foto: Matthias Schildbach)

Zurück auf den Friedhof
Über den Winter musste Fleißarbeit geleistet werden. Immer wieder wurde der Pinsel zur Hand genommen, die Kreuze erst schwarz grundiert, dann die Schrift in Gold nachgezeichnet, sogenannte Sisyphusarbeit.

14 Tage Corona-Isolation im Dezember: Zeitvertreib Kreuzbemalung (Foto: Matthias Schildbach)

Kurz nach Ostern war es nun soweit. Wenige Meter oberhalb des alten Glockenträgers fand sich ein Stück der Friedhofsmauer, das geeignet schien.

Ein altes Stück Friedhofsmauer wird für die Auffrischung vorbereitet (Foto: Matthias Schildbach)

Es wurde verputzt und der davor liegende, unter gut 20 cm Erde verborgen gewesene alte Pfarrersweg freigelegt. Über ihn ging bis etwa 1880 der Pfarrer „auf kurzem Wege“ zum Pfarrhaus – durch eine heute vermauerte Pforte in der Mauer, die nun wieder schön erkennbar ist. Hier stand einst der Giebel des alten Pfarrhauses, die Fassade war eins mit der Friedhofsmauer – heute schwerlich vorstellbar.

Darstellung des alten Pfarramtes, das 1895 abgerissen wurde. Der Giebel des Wohngebäudes ist eins mit der Friedhofsmauer. Direkt am Haus befand sich die alte „Pfarrerspforte“. (Bildrechte: Kirchenarchiv Kreischa)

Die Eisenkreuze wurden direkt daneben aufgehangen. Es war ein mühsames Stück Arbeit, die schweren Objekte zu transportieren und letztlich die tragfähige Aufhängung zu installieren. Doch es ist geschafft. Großen Dank an meinen ungenannten Helfer, an Pfarrer Dr. Beyer und die Kirchgemeindevertretung, die dem „historischen Anliegen“ gegenüber sehr aufgeschlossen war. Ich hoffe, Passanten und Friedhofsbesucher werden das Projekt mit Interesse aufnehmen.

Das vorzeigenswerte Endergebnis (Foto: Matthias Schildbach)

Matthias Schildbach
Der Friedhof in Oelsa ist, von der Kirche aus gesehen, gegenüber auf der anderen Hangseite im oberen Teil hinter der Grundschule.
Friedhof_Oelsa1-72+640Friedhof_Oelsa2-72+640
In Possendorf ist ein Teil des Friedhofs hinter der Kirche und ein weiterer Teil auf der anderen Seite der B 170.
Friedhof_Possendorf1-72+640Friedhof_Possendorf2-72+640
Der Rabenauer Friedhof befindet am oberen Ende der Kirchgasse, dort wo diese auf die Obernaudorfer Strasse trifft.
Friedhof_Rabenau1-72+640Friedhof_Rabenau2-72+640
Der Seifersdorfer Friedhof ist im unmittelbaren Umfeld der Kirche.
Friedhof_Seifersforf1-72+640Friedhof_Seifersforf2-72+640

Auf allen Friedhöfen gibt es die gewohnten Bestattungsformen als Urnen- bzw. als Erdgrab. Zur Bewässerung der Grabbepflanzungen sind auf allen Friedhöfen Wasserstellen vorhanden. Der Rasenschnitt, soweit notwendig, obliegt der jeweiligen Friedhofsverwaltung.

Die Gebührenordnungen für die Friedhöfe
Die Friedhofsordnungen

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die jeweiligen Pfarrämter.

arrow

Nach oben


Praktische Tipps zur umweltfreundlichen Grabgestaltung und Friedhofspflege

In Trauergesprächen und im Austausch mit Bestattungsunternehmen und Gärtnereien stoßen wir immer wieder auf Fragen, die mit der Entsorgung von Grabschmuck zu tun haben, der der Natur und Umwelt nicht gut tut.
Hier einige praktische Hinweise, wie Sie mithelfen können, Plastikmüll u.a. zu vermeiden:

  1. Achten Sie beim Blumen- und Grabschmuck darauf, dass nur natürliche Materialien verwendet werden! Künstliche Blumen, Plastikschleifen, Styroporgestecke sind nicht geeignet.
  2. Kerzen in Glasgefäßen können mehrfach verwendet werden. Es gibt Nachfüllpackungen. Glas kann gut entsorgt werden.
  3. Achten Sie beim Bepflanzen darauf, dass die Blumen und Pflanzen insektenfreundlich sind. Vermeiden Sie beim Einkaufen Plastiktöpfe und Plastikpaletten!
  4. Wählen Sie Pflanzen, die nicht zu viel Wasser brauchen! Die beste Zeit zum Gießen ist am Morgen oder Abend.
  5. Benutzen Sie torffreie Pflanzerde! Torf ist wichtig für die Hochmoore. Der Abbau zerstört die Moorregion. Gute Pflanzerde braucht keinen Torf.
    Weitere und schnelle Informationen finden Sie im Internet unter den Stichworten: umweltfreundliche Friedhöfe – nachhaltige Grabpflege. (22.03.2021)

Pfarrerin Kalettka

arrow

Nach oben